FOAMLAND Phänomena - Formenspiele In meinen Zeichnungen befasse ich mich mit einer Formenwelt, der die Beobachtung von Natur- und Materialerscheinungen zu Grunde liegt. Meine zeichnerische Formfindung passiert überwiegend intuitiv und assoziativ, wobei ich unterschiedliche Formelemente gezielt wiederhole und rekombiniere. Unter dem Begriff Phänomena lässt sich allgemein die inhaltliche Grundlage meiner künstlerischen Arbeit zusammenfassen. Die Definition von Phänomen bedeutet „ein Erscheinendes; sich den Sinnen Zeigendes“ und so ist damit all das aus dem Bereich meiner Umwelt gemeint, was sich in einer bemerkenswerten oder auffälligen Weise meinen Sinnen zeigt und damit den Ausgangspunkt für meine Formenspiele und Formvariationen mit Tusche auf Papier bildet. Konkret ist es das Phänomen der Schaumformen und -strukturen, welches für die aktuellen Papierarbeiten bildgebend wird. Die Direktheit des Zeichenprozesses ist mir wichtig. Das Parameter der Zeit (zeitliche Entwicklung) spielt in diesem Prozess eine ebenso wesentliche Rolle, denn zeitliche Abfolge sowie Liniensetzung der Tuschezeichnung sind nicht umkehrbar. Ich lasse die grafischen Elemente auf dem Papier wachsen, analog zu Prozessen des natürlichen Wachstums oder der Entstehung von Objekten. Papier stellt für mich das bevorzugte Medium dar, da seine Feinstofflichkeit es mir erleichtert ebenso mit einer gewissen Feinfühligkeit die Formen in der Zeichnung wiederzugeben. Ich verfolge eine gewisse Komplexität und gleichzeitig Fragilität in der Linie der Federzeichnung. Gerade die Feinheit der Linien und teilweise sehr blasse Tönung fordern eine erhöhte Aufmerksamkeit des Rezipienten; bestimmte Formgebungen können erst bei näherer Betrachtung wirklich erfasst werden. Durch das beinahe Verblassen der Formen vollzieht sich die Wahrnehmung an den Grenzen des Wahrnehmbaren und Phänomene wie Licht und Luft sollen spürbar werden. Es sind zum einen Erinnerungsbilder konkreter, haptischer und visueller Naturerfahrungen meines alltäglichen Lebens, die in die Zeichnung mit einfließen. Zum anderen beeinflussen mich die unzähligen Variationen der technischen Sichtbarmachung von biologischen und physikalischen Prozessen, die mir medial vermittelte, naturwissenschaftliche Bilder darbieten. Hier sind es vor allem immer wiederkehrende Muster und Strukturen, die meine Aufmerksamkeit wecken. Dieser Bilder-Kosmos eines technisierten Blicks auf die Welt eröffnet für mich einen großen Spielraum für fantastische Neu-Interpretationen und Infragestellungen des scheinbar objektiv sichtbar Gemachten. Oder anders ausgedrückt: Dem wissenschaftlichen Bestreben des Menschen, Naturphänomene in den unterschiedlichsten Disziplinen verstehen, aufklären, aufschlüsseln und bildhaft festhalten zu wollen, stelle ich meine künstlerische Formerforschung und -interpretationen gegenüber. Ich sehe meine Umgangsweise mit dieser Formenwelt als gleichzeitig spielerisch, experimentell und offen. Ich möchte Offenheit im Bildraum aber auch im Bezug auf mögliche Denkräume erzeugen. Es ist dies meine subjektive, spielerische Art der Interpretation eines Ausschnitts von Realität, die die Erzeugung von vorstellbaren Parallelwelten und Scheinwirklichkeiten zur Folge hat, welche wiederum mit ihrer offenen Bildstruktur einen Reichtum an Assoziationen hervorrufen können. Doris Eibelwimmer, Juni 2013
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